Diplom Reto Spring

Die Arbeit von Reto Spring setzt sich mit dem Titel des Buches Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit von Walter Benjamin als Zitat auseinander und nutz die Kraft seiner Aussage als Statement. Dabei geht es weniger um den Inhalt des Buches an sich, als rein um den Prozess der Reproduktion. Vier Monitore und vier Kameras und ein Sound reichen als Mittel zur Aussage. Auf einem Monitor sehen wir verlangsamt den Prozess des Kopierens von eben Walter Benjamins Buch Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit. Schwarz behandschuhte Hände blättern und kopieren Seite für Seite. Der Kopiervorgang wird sichtbar und zeigt sich selbst als Prozess der Wiederholung. Die Kamera nimmt dieses Video auf und gibt das Bild auf dem nächsten Monitor wieder. Dabei gehen Informationen verloren und Verzerrungen machen sich bemerkbar. Dieser Prozess der Verzerrung steigert sich von der Aufnahme der Kamera und der Wiedergabe des Monitors und somit ist auf dem letzen und vierten Monitor eine deutliche Verzerrung bemerkbar. Begleitet wird diese Arbeit von einem Sound, der maschinell und hart erklingt und dem verlangsamten Prozess des Kopierens gleichkommt. Die Länge des Videos ist der Länge eines geschulten Lesers des Buches angepasst. Also dauert das Video so lange wie wir ggf. für die Lektüre von Benjamins Werk bräuchten. Somit ist das Werk eng an unsere Handlungen gebunden, also in der Wiederholung der Bewegung der Hände und der Geschwindigkeit unseres Leseverhaltens. Dabei versucht der Autor dieser Arbeit sich seiner Sichtbarkeit zu entziehen, in dem er Handschuhe trägt, um keine Spuren zu hinterlassen. Dabei wird die Konzentration auf das Werk angestrebt und die Verweigerung der allgemeinen Sichtbarkeit des Künstlers zum Ausdruck gebracht. Das Werk rückt wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Das ist eine zunehmend stärker vertretende Position des Künstlers im digitalen Zeitalter, da beispielsweise die optische Präsenz der Kunstschaffenden in sozialen Medien überbewertet wird und durchaus bezweifelt werden kann, ob damit wirklich ein Mehrwert der Kunst entsteht. Das Werk soll als Ausdruck des Künstlers im Vordergrund stehen und nicht die Person als solches. Deshalb führt das sich selbstverzerrende Video über das Kopieren, zur Frage des Künstlers und seiner Autorschaft.